Selbständig zu sein war eine tolle Zeit. Ich kann mir keine angestellte Tätigkeit vorstellen bei der man so viele verschiedenen Unternehmen und Menschen kennenlernt. Während der Interimsmandate steigt man tief in Unternehmen und deren Kultur ein, als Datenschutzbeauftragte kennt man alle Prozesse in Unternehmen - vor allem die jenigen, die nicht funktionieren und wie die Mitarbeitenden damit umgehen. Das war aufregend, lebendig, inspirierend und lehrreich.
Bevor jetzt der Verdacht aufkommt, ich hätte es wie viele andere nicht geschafft, das Gegenteil war der Fall. Ich war erfolgreich, sehr erfolgreich sogar. Ich habe aufgehört, weil ich nicht den Eindruck hatte, als Selbständige in diesem Land gewollt zu sein. Das begann nicht erst mit der Coronapandemie wo man lange gebraucht hat, Hilfsmaßnahmen für Selbständige auf den Weg zu bringen, die im Vergleich zu der Versorgung von Beamten und Angestellten immer noch ungerecht waren. Nein, mir ging die Ungleichbehandlung bei sozialer Absicherung, Einkommensteuer usw., und die Rechtfertigungen im Umfeld (Ja, ich bin auch innerhalb Deutschlands geflogen, weil man nach einem anstrengenden Arbeitstag bei einem Auftraggeber nicht noch 6 Stunden mit der Bahn fahren will.) schon vorher gegen den Strich. Ich wollte das nicht mehr. So einfach ist das.
Geschichte wiederholt sich, so heißt es immer. Aber so schnell?
Mein letzter Blog ist erst ein Jahr her und aktuell stellt sich die Frage wieder: "Blicken Sie noch durch?" Damals war es ein Chaos an Corona-Regeln, jetzt ist es Energiepreis-Bremse, Gas-Umlage, Abschaffung EEG-Umlage, Einmalzahlung, Übernahme des Gasabschlags im Dezember 2022 in Höhe des Abschlags aus September, Abwehrschirm und Deckelung des Preise für 80% des Energieverbrauchs irgendwann in 2023.
Blick da noch irgendwer durch? Ich vermute niemand tut das. Mein Umfeld kann mir jedenfalls nicht erklären, wie teuer das Aufdrehen der Heizung in diesen Tagen mit Minustemperaturen ist und was davon aus der Steuerkasse kommt, bzw. was ich dann viel später selbst als Nachzahlung an meinen Vermieter zahlen darf. Es bleibt ein Rätsel.
In welcher Corona-Welle wir uns gerade befinden? Ob der der Wellenbrecher-Lockdown, Lockdown-Light ist? 2G,3G, 3G+ aber nicht für Kinder unter 13 3/4 gilt?
Dieses ganze Durcheinander erinnert an chaotische Projekte, die in der Regel am Ende krachend scheitern. Woran das liegt? Es fehlt die wesentliche Zutat: Der gesunde Menschenverstand.
Vielleicht sollten die Damen und Herren, die über die Maßnahmen und Regeln entscheiden, den Bürgerinnen und Bürgern einfach mal wieder mehr gesunden Menschenverstand zutrauen, statt detailliert zu regeln zu welchen Feiern sich wieviel Menschen in Räumen oder außerhalb von Räumen aufhalten dürfen.
"Täglich erleben wir als Bürger, als Gesellschaft sowie in Wirtschaft und Wissenschaft, wie wichtig Daten und deren Nutzung sind. Deshalb hat das Kabinett am 27. Januar 2021 die Datenstrategie der Bundesregierung mit rund 240 Maßnahmen beschlossen." so zulesen auf der Internetseite der Bundesregierung.
Auf rund 120 Seiten ist in dem Strategiepapier zusammengestellt, wo die Bundesregierung Anpassugnsbedarf in Bezug auf Datennutzung und Digitalisierung sieht. Dabei wird auch festgestellt: "Der Schutz personenbezogener Daten muss von Anfang an, also bereits bei der Entwicklung von
Produkten und Dienstleistungen, berücksichtigt
werden." - so wie es die DSGVO schon vorsieht.
Mehr zu der Datenstrategie ist hier auf der Seite der Bundesregierung zu finden: Datenstrategie.
Update 03.01.21: Hamburg kündigt für die Impfterminvergabe an, künftig eine Ansage zu schalten, wenn aktuell keine Termine vergeben werden. Das macht wirklich jeden, der schon mal mit Prozessen in einer Hotline oder in einem Kundencenter zu tun hatte, sprachlos. Da hat man bisher Menschen stundenlang in der Warteschleife ausharren lassen, um dann zu sagen "Sorry, alle Termine schon vergeben" ? Wie sinnlos, für alle Beteiligten. Das blockiert die Telefonleitungen, beschäftigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich den Ärger der Anrufenden anhören dürfen.
Eine Ansage zu schalten, weil es das gewünschte Produkt , in diesem Fall einen Impftermin, nicht mehr gibt, ist Standard- seit mehr als 20 Jahren!
Da war sie wieder die erboste Stimme. Ein Bekannter berichtet über die mangelnde Digitalisierung einer öffentliche Stelle und schloss mit der Feststellung "... das ginge auch anders, aber ihr Datenbeauftragte verbietet das ja. Es ist Corona, da muss man auch mal ein Auge zu drücken können."
Puhh, also mal zur klarstellung:
1.) Datenschutzbeauftragte sind gar nicht in der Position irgendwas zu verbieten.
2.) Datenschutzbeauftragte beraten Unternehmen ( oder auch Behörden und Ämter) zur Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorgaben. Dazu hat man das Risiko für die Rechte und Freiheiten der von der Datenverarbeitung betroffenen Personen im Blick und auf der anderen Seite den Bedarf des Unternehmens. Gute Datenschutzbeauftragte suchen nach pragmatischen Umsetzungsmöglichkeiten. Das ist immer eine Abwägung der jeweiligen Situation, aber man findet immer Lösungen. Ein schlichtes "Nein, das geht nicht" sollte es bei Menschen, die Unternehmen oder Behörden beraten, nicht geben. Da heißt es doch ehr: "Tool A ist aus Sicht des Datenschutzes nicht gut, man könnte aber so und so vorgehen, um es datenschutzkonform zu nutzen, oder ein alternatives Tool, wie beispielsweise Tool B, C oder D nutzen."
3.) Bei öffentlichen Einrichtungen sollte das nicht anders sein. Nur weil die Verwaltung kein geeignetes Verfahren oder Tool findet, kann man nicht einfach "ein Auge zudrücken" und gegen europaweit geltende Gesetze verstoßen. Da ist die Kreativität der Beteiligten und der behördlichen Datenschutzbeauftragten gefragt, Lösungen zu finden.